lautLOS „absence#5 – deconstruction of memory“

lautLOS „absence#5 – deconstruction of memory“

 absence#5 – deconstruction of memory

 

 

„Nicht zu wissen, was vor der eigenen Geburt geschehen ist, heißt, immer ein Kind zu bleiben.“- Cicero 

 

Am Anfang steht das Schweigen. Gewesenes verliert an Deutlichkeit, bleibt fragmentarisch, wird umgedeutet und zur neuen Realität. Verschwinden von Erinnerung ist verbunden mit Fragen nach Identität und Herkunft. Welche Bedeutung hat Erbe, das wir von unseren vorangegangenen Generationen in uns tragen, geschichtlich, menschlich, genetisch, psychisch?

Tänzerinnen aus jeweils 2 Generationen aus Singapur, Budapest und Köln geben choreographische Einblicke vor dem Hintergrund von Familiengeschichten.

Copyright: miegL

lautLOS 1
09.11.2024
KULTURRAUM SYNAGOGE LIPPSTADT

FESTIVAL DER DARSTELLENDEN KÜNSTE – KÖLN

lautLOS 6 – Solo Ilona Pászthy

physisch-sinnliches Einführungsformat: Diana Treder
04.10.2024 jeweils 20 Uhr – 21 Uhr – 22 Uhr – 23 Uhr
ST. GERTRUD KULTURKIRCHE – VDK – THEATERNACHT

lautLOS – sitespezifische Adaption der Produktion
13.09.2024 19.30 Uhr sowie am 14.09.2024 19.30 Uhr
STADTMUSEUM SIEGBURG

lautLOS – Auszüge aus der Produktion
11.09.2024 – 19.30 Uhr
KREFELD – VILLA MERLÄNDER

PREMIERE – 05.09.2024 19 Uhr

WEITERE VORSTELLUNGEN:

06.09.2024 19 Uhr
07.09.2024 19 Uhr
08.09.2024 18 Uhr

 

60 Minuten vor Veranstaltungsbeginn: physisch-sinnliche Einführung
unter der Leitung von Diana Treder
Touchtour / Audiodeskription 06.09.2024 18 Uhr – 08.09.2024 17 Uhr VERANSTALTUNGSORT: Barnes Crossing e.V. – Industriestr. 170 – 50999, Köln

Reservierung notwendig

 

lautLOS – Preview – Auszüge aus der Produktion
30.08.2024 – 19.00 Uhr
NS DOKUMENTATIONSZENTRUM KÖLN
Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch statt.

lautLOS

Eine multimediale Tanzinstallation mit 6 Solo Tanztheater Miniaturen zur Thematik: Erinnerung – Identität – Herkunft – Erbe

Sechs Solo Tanztheater Miniaturen von sechs Choreografinnen: die das Thema des Abends aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven auf die Bühne bringen: Ilona Paszthy, Mitbegründerin von IPtanz (Köln), Kavitha Krishnan aus Singapur und der Ungarin Ildikó Mándy, zusätzlich laden sie 3 junge Choreographinnen aus den jeweiligen Ländern ein, aus ihren Perspektiven je ein Solo zur Thematik erarbeiten.

Verbindendes Element der einzelnen Performances ist ein Bühnenobjekt des bildenden Künstlers miegL, es passt sich wandelbar an verschiedene Raum- und Bühnensituationen an und gibt den jeweiligen Soli maximalen Entfaltungsspielraum. In einem Zusammenspiel von musikalischen und visuellen Elementen, u.a. der Animationskünstlerin Anna Mahendra und des ungarischen Musikers Zsolt Varga entsteht ein atmosphärisches Kaleidoskop, bei dem das Publikum seine Perspektive im Raum selbst bestimmen und immer wieder neu suchen kann.

Die Epigenetik besagt, dass traumatische Erlebnisse die DNA beeinflussen und an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. 2017 fanden Forscher der Universität Pompeu Fabra heraus, dass solche Einflüsse wie Angst, Hunger und Schmerz bis zu 14 Generationen weitervererbt werden können. Epigenetische Faktoren ändern nicht die DNA selbst, sondern deren Lesbarkeit für den Körper. Dies beeinflusst persönliche Entscheidungen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und Zukunft.

Die Soli der Künstlerinnen Kavitha Krishnan (Singapur), Ildikó Mándy (HU) und Ilona Pászthy (D) werden inspiriert durch ihre Familiengeschichte.

Solo 1: Ilona Pászthy/Deutschland: Während der Coronazeit entwickelte Ilona Pászthy ein dokumentarisches Solo-Tanztheater, das persönliche Erlebnisse und die Lebensgeschichte meiner Vorfahren während der NS-Zeit thematisiert. Es beleuchtet metaphorisch Mitläufertum und Täterschaft und hinterfragt Identität, Herkunft sowie Fragen nach epigenetischen Spuren. Die Inszenierung kombiniert dokumentarisches Material, Erinnerungen, Interviews mit Zeitzeugen, Animationen und ein Bühnenobjekt, das Raum gibt für Dekonstruktion und Rekonstruktion unterschiedlicher Lebenswege und die Thematisierung des Schweigens.

 

Solo 2: Kavitha Krishnan / SINGAPUR: Thema: Erinnerung/Herkunft betrachtet in einer multi-kulturellen Gesellschaft zwischen Buddhismus, Hinduismus, Islam und Christentum. In der Erinnerung an die Mutter/Tochter Beziehung wirft sie einen Blick auf ihr Leben als selbstbestimmte Frau in einem traditionell geprägten Land und das Spannungsfeld zwischen künstlerischer Arbeit und politischen Strukturen.

 

Solo 3: Ildikó Mándy / UNGARN: Ein Blick auf den Wandel von Erinnerung, bestimmt vom Kontext politischer Einflüsse und Generationenwechsel. Geschichte und Kultur stellen Fragen nach Machtmechanismen und Freiräumen.

Sie beschreibt es selbst so: Ungarn ist ein großes Becken umrahmt von den Alpen, ohne Meer. Beeinflusst von der türkischen, österreichisch-deutschen und russischen Kulturgeschichte. Beeinflusst dies die persönliche Erinnerung von Familien? Kriege, Unterdrückung, Begrenzung. Gibt es irgendein spezielles ungarisches Erbe? Eine Suche im Spannungsfeld zwischen Geheimnissen und Geschichte, dem Auf und Ab von Vergehen, Verlust, Abwesenheit, gewinnen und verlieren.

 

Solo 4, Solo 5 und Solo 6: Alle Künstler*innen laden jeweils eine Tanzkünstlerin einer jüngeren Generation aus ihrem Land ein, ein eigenes Solo im selben Themenkomplex aus ihrer Perspektive zu erarbeiten. Sowohl das Lebensalter als auch die zeitliche Verschiebung der Beziehung zu dem Themenkomplex eröffnen andere/neue Zugänge und Sichtweisen.

Team

Künstlerische Leitung: Ilona Pászthy in Zusammenarbeit mit dem Team

Choreographie: Ilona Pászthy, Kavitha Krishnan, Ildikó Mándy, Silvia Ehnis, Jusztina Bakonyi, Gigi Gianti

Tanz: Ilona Pászthy, Silvia Ehnis, Kavitha Krishnan, Gigi Gianti, Ildikó Mándy, Jusztina Bakonyi

Tanzwissenschaftliche Beratung: Ulrike Nestler

Dramaturgische Beratung/outside eye: Britta Lieberknecht / Diana Treder (IPtanz), Jeremiah Choy (Maya Dance Theatre)

Szenographie: miegL

Animation: Anna Mahendra

Musikalische Komposition Zsolt Varga (IPtanz sowie musikalische Bearbeitung der Produktion) / Verena Tay (Maya Dance Theatre)

Lichtgestaltung: Wolfgang Pütz / Christoph Wedi

Technische Assistenz: Anabell Seidlitz

Produktionsleitung: Asta Nechajute (IPtanz), Imran Manaff (Maya Dance Theatre)

Videotechnik: Christoph Wedi

Assistenz Produktionsleitung: Joanna Park

Physisch-sinnliches Einführungsformat: Diana Treder

Management: Asta Nechajute

PÖ: Mechtild Tellmann

Audiodeskription: Uschi Baetz

Presse
Die Vergangenheit als Lebensraum der Ahnen

Ilona Pászthy untersucht in ihrer neuen Produktion „lautLOS“ Familiengeschichten mit einer Kombination aus Erzählung und Tanz

Räume sind das zentrale Sujet in den choreographischen Arbeiten von Ilona Pászthy. Auf den Straßen und Parks am Rhein hat sie ihre Choreographien realisiert, und wenn sie in geschlossenen Räumen inszeniert, werden die Schranken zwischen Publikum und Tänzerinnen stets installativ geöffnet.

So präsentiert sie ihre neue Produktion „lautLOS“ in der Tanzhalle von Barnes Crossing, aber nun erobert sie sich auch historische Räu- me. Die Vergangenheit ist der Lebensraum der Ahnen und zugleich eine Projektionsfläche für unsere imaginären Vorstellungen von ihnen. Wir können eben nur „ahnen“, welche Persönlichkeiten unsere Vorfahren gewesen sind.

Ilona Pászthy ist ein Kind unserer Zeit, deshalb bleibt ihr Blick auf ihre ungarisch-deutschen Wurzeln nicht bei der mitteleuropäischen Katastrophe von Krieg und NS-Zeit stehen. Neben ihrer eigenen Fami- liengeschichte entfalten sich bio- grafische Panoramen von fünf Tänzerinnen (Kavitha Krishnan, Ildikó Mándy, Silvia Ehnis, Jusztina Bakonyi und Gigi Gianti). Verknüpft mit den Tanztraditionen ihrer Heimat erzählen Tänzerinnen aus Indonesien und Singapur vom Kampf der Frauen darum, gesehen zu werden und vom Unrecht, das ihren Vätern widerfahren ist. Schmerz und Trauer werden auf dramatische Weise spürbar.

Die Mexikanerin Silvia Ehnis schlägt den Bogen nach Europa mit einer Rekonstruktion ihrer Familie deutscher Flüchtlinge, die die NS- Zeit aus der Ferne erlebten.

Eine ebenso komplexe wie dicht gestaltete Produktion ist Ilona Pászthy gelungen. Erzählung und Tanz verbinden sich in einem emotionalen Bewegungsmoment. Jede der Frauen bringt ihre Vorstellungen vom Tanz in diese Arbeit ein.

Wobei der Reiz darin liegt, dass sie mit ihren Aktionen nicht illustrieren, sondern die Geschichten nur tänzerisch begleiten. Dazu hat der Künstler miegL ein halbrundes, weißes Objekt entwickelt, das sich wie ein glühendes Raumelement ausnimmt, in dem Texte und Bilder gespeichert sind. Aber das ist nur eines der Details dieser faszinierend facettenreichen Produktion. (TL)

(Kölnische Rundschau / Thomas Linden)

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Gefördert von: Kulturamt der Stadt Köln, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Kulturbüro Siegburg, Kulturbüro Krefeld, in Kooperation mit NS Dokumentationszentrum Köln, NS Dokumentationszentrum Krefeld/Villa Merländer