absence#3 – deconstruction of time

 

 

 

Es gibt im Leben Augenblicke, da die Frage, ob man anders denken kann, als man denkt, und auch anders wahrnehmen kann als man sieht, zum Weiterschauen und Weiterdenken unentbehrlich ist.
(Michel Foucault/Philosoph)

 

Zeit ist das Gerüst unseres Lebens. Zeit ist nicht absolut. Wie kann etwas Unfassbares und gleichzeitig doch Fassbares definiert werden? Was wäre, wenn jede*r seine Definition von Zeit erfinden könnte?  

Ein generationsübergreifendes Performance-Team aus sechs Tänzer*innen zwischen 26 und 74 Jahren, sechs performende Körper, eine Annäherung an eine Fiktion. In der begehbaren Tanzinstallation teilen sich Zuschauende und Performende die Atmosphäre des Ungreifbaren. 

absence#3 – deconstruction of time ist Teil der Reihe absence, die sich Aspekten des Verschwindens zuwendet, und die erste Produktion dieser Reihe zum Thema Zeit. absence#3 blickt auf eine Fiktion von Zeitaspekten als alles bestimmende Struktur unseres Lebens, es entsteht ein Zwischenraum von Parallelität von Ereignissen.  

Ergänzt wird die Performance durch ein physisch-sinnliches Einführungsformat, eine körperliche und erfahrungsbasierte Aktivierung für das Publikum vor den Aufführungen: „Wie lässt sich das Verstreichen von Zeit mit ihren verschiedenen Geschwindigkeiten körperlich wahrnehmen?“ Sowie eine Touchtour und Audiodeskription im Zuge der Barrierefreiheit für Blindes und Sehbehindertes Publikum.  

Fotografie: Alessandro deMatteis

Team
Performance: Tom Diener, Sonia Môta, Yana Novotorova, Maria Nurmela, Sten Rudstrøm, Maria Sauerland
Konzeption und Choreografie: Ilona Pászthy
Stückentwicklung: Ilona Pászthy in Zusammenarbeit mit dem Team.
Co-Konzeption / Szenographie / Bühnenbild: miegL.
Fertigung Bühnenobjekt: Luftobjekt, Frank Fierke.
Kostümbild: Margit Koch
Musikalische Bearbeitung: Marcus Greiner
Saxophon: Zsolt Varga
Animation: Anna Mahendra
Mapping/ Videotechnik: Christoph Wedi
Licht: Garlef Kessler
Audience Developement: Diana Treder
Audiodeskription: Uschi Baetz
Produktionsleitung: Marguerite Apostolidis
Management: Anna Kampe
 
Wir danken Raphael Netolitzky und Uschi Baetz für die Unterstützung im Rahmen der Audiodeskription
Vergangene Aufführungen

Barnes Crossing, Industriestraße 170, 50999 Köln

 

PREMIERE  Do., 2. Februar 2023  / 20 Uhr /
19 Uhr physisch-sinnliches Einführungsformat

Fr.  03.02.2023            20 Uhr/ 19 Uhr Touch Tour / physisch-sinnliches Einführungsformat
Sa. 04.02.2023             20 Uhr / 19 Uhr physisch-sinnliches Einführungsformat
So. 05.02.2023            18 Uhr / 17 Uhr Touch Tour / physisch-sinnliches Einführungsformat
 

REZENSIONEN

7 Kommentare

  1. BORIS

    absence3 hat mich sehr beeindruckt. Insbesondere fand ich das erste Drittel ästhetisch wahnsinig spannend, in der Kombination der Objekte, Körper und der Lichtgestaltung im Spiel mit dem Nebel. Es waren fast schon cinematische Bilder. die sich da auftaten, und das Durchbrechen der vierten Wand ermöglicht eine Interaktivität als Betrachter, die eher an die Möglichkeiten von Videospielen und Virtual Reality erinnert. Auch das Publikum hat sich visuell immer wieder neu/dynamisch ins Bühnenbild integriert, dadurch, dass die Grenzen abwesend waren. Toll!
    BORIS

  2. Klaus Füssel

    Eine faszinierende Aufführung mit genialer Choreografie und äußerst spannend als Zuschauer mittendrin zu stehen! Bin gespannt auf weitere Darbietungen! Vielen Dank!

  3. Raphael Netolitzky

    Ich konnte mit absence 3 eine sehr spannende Inszenierung erleben, die den Begriff Zeit auf so viele Weise fokussiert und beleuchtet. Dabei bestand für mich als fast blindem Menschen die Schwierigkeit, dass die Inszenierung fast ohne Worte auskam. Eine hervorragende Audiodeskription für Menschen mit Sehschädigung hat aber alle optischen Abläufe in Sprache umgesetzt und damit auch für mich nachfühlbar gemacht. Auch die Tatsache, dass Frau Baetz gar nicht alle parallel ablaufenden Dinge so schnell beschreiben konnte, hat noch einmal ein in dieser Umsetzung ganz spezielles Schlaglicht auf den Begriff Zeit geworfen. Die Tatsache, dass wir als Publikum mitten im Bühnengeschehen waren, vermittelte insbesondere mir als Mensch mit Sehschädigung noch mal eine ganz besondere Unmittelbarkeit und ließ mich neben dem Aspekt der sehr guten Audiodeskription gleichsam auf körperliche Weise an der Inszenierung teilhaben. So konnte ich aufgrund der Nähe die agierenden Körper im Raum spüren, konnte die Art und das Temperament mit dem die Bewegungen ausgeführt wurden spüren. Wir durften vorher an einer Touch-Tour für Sehgeschädigte teilnehmen. Die hier gewonnenen Eindrücke über die Bühnenbeschaffenheit sowie über die Akteure halfen unmittelbar, die auf der Bühne herrschende Spannung aufzunehmen. Ich wurde auf außerordentlich beeindruckende Weise Teil an der tänzerisch geschehenden Definition des Zeitbegriffs. Hier wurden viele Formen gefunden, um das Unerklärbare zu erklären. Ganz außerordentliche Übertragungen von den Akteuren auf uns in diesem Kosmos Bühne fanden statt und vermittelten Bezüge von Zeit, langer Zeit, die Worte nicht fassen können. Ich habe immer ein wenig Bedenken, dass ich solche wortärmeren Inszenierungen nicht verstehe oder nicht genügend davon mitbekomme. So war ich umso beeindruckter, dass auch für mich im Wege der Audiodeskription die Übertragung funktioniert hat. Ich sehe solche Mittelbarkeiten normalerweise sehr kritisch und war sehr begeistert.

  4. Susanne

    Auch ich war begeistert und noch tagelang beseelt von dem Erlebnis. So schön, mittendrin gewesen zu sein, phantastische TänzerInnen, eine schöne Szene, die achtsamen Übergabe des Steins ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen, der Ballon in der Mitte, die akustischen und optischen Erfahrungen, das Wachsen der Pflanzen an den Wänden… ich war hin und weg. Es erschien mir viel länger als eine Stunde – vielleicht weil es so reich an Eindrücken war, Danke von Herzen für das unvergessliche Abenteuer.

  5. Daniel Hoernemann

    Ich habe einen Raum erlebt, der nicht wie so oft in Zuschauende und Performende unterteilte. Ich bin begeistert von dieser performativen Installation. Den Tanzenden nah zu sein, meine Perspektiven und Abstände selber bestimmen zu können und zu erleben, wie der Raum sich verändert, haben diesen Abend zu einem wertvollen für mich gemacht. Danke

  6. Leona

    Eine faszinierende Inszenierung in einer wunderschönen Location. Das Einführungsformat hat mich in den passenden Modus gebracht. Eine solche Interaktion zwischen auftretenden Akteur*innen und Beobachtenden habe ich noch nie erlebt. Danke für die spannende Erfahrung voller unterschiedlicher Gefühle und Stimmungen. Ich war geflasht von dem Erlebnis, hätte mich noch stundenlang darüber austauschen können und sehr beseelt, dass ich daran teilnehmen durfte.
    Solche Momente beeinflussen mich nachhaltig, regen mich zum reflektieren an und machen mich dankbar.

  7. Christine Purkert

    Vor den Menschen war das Licht und nach den Menschen sprießt nur noch der Urwald- „Absence #3 Deconstruction of Time“ wählt einen symbolischen Rahmen vom Beginn der Zeit bis zu dem was nach der für Menschen messbaren Zeit sein könnte – handhabt ihn aber dankenswert abstrakt. Gleiches gilt für das einzige andere symbolträchtige Requisit, einen Stein. So bleibt einem als Publikum, das mit den 6 Tanzenden ganz unterschiedlichen Alters durch den Raum und die Aufführungszeit geht die Freiheit der Assoziation und des Erlebens. Dehnt die sparsame und viel wiederholte rollende Armgeste von Sonia Mota die Zeit oder strukturiert sie sie? Haben Sten Rudsons mythisch anmutende Texte eine Botschaft? Oder die Worte der finnischen Tänzerin Maria Nurmela? Egal. Mal ist es die Gleichzeitigkeit der Aktionen, mal die versetze und verzögerte Bewegung, mal die Begegnung, die die Aufmerksamkeit lenkt. Und weil ich mich selbst ja mit bewege im Raum erlebe ich die Zeit der Performance einfach nur als konzentrierten Augenblick. Faszinierend zu beobachten wie dies auch für die Gruppe zu funktionieren scheint, die wegen Sehbehinderungen mit einer nur für sie hörbaren Beschreibung durch den Raum geht. Wie lange hat es gedauert? Keine Ahnung, lang geworden ist es mir keine Sekunde. Hoffentlich ist nicht vorbei mit der Gelegenheit „Deconstruction of Time“ zu erleben. Christina Purkert

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Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR, HilfsprogrammTanz, Bureau Ritter, Fonds Darstellende Künste /Take heart / Prozessförderung, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Kulturamt der Stadt Köln. IPtanz ist vertreten bei iDAS, in Partnerschaft mit Barnes Crossing.