absence#1
Repertoire | absence#1 – body deconstruction – Teil 1 einer Reihe über das Verschwinden
eine Tanzproduktion von IPtanz | 2020
Fünf Bühnenkünstler*innen reflektieren und performen Aspekte des Verschwindens des biologischen Körpers. Ein Spiel mit Visionen und Illusionen. Ein Wettlauf mit der Zeit, dem Raum und der Neuformulierung von Wert. Wo hört Gestaltung auf und wo beginnt Gewalt? Wo beginnt und wo endet das Mensch-Sein? Warm-up für die Wahrnehmung Vor den Vorstellungen wird dem Publikum eine Einführung angeboten, in der sich eine sinnlich-körperliche Aktivierung mit inhaltlichen Einblicken in das Stück verschränkt.
„Der Leib bzw. der menschliche Körper hat Geschichte – er ist der Ort der Herkunft; auf dem Leib findet man die Stigmata vergangener Ereignisse; aus ihm erwachsen die Begierden, Schwächen und Irrtümer; in ihm verschlingen sie sich miteinander und kommen plötzlich zum Ausdruck; aber in ihm lösen sie sich auch voneinander, geraten in Streit, bringen sich gegenseitig zum Verlöschen und tragen ihren unüberwindlichen Konflikt aus“ (Michel Foucault: Nietzsche, die Genealogie, die Historie, in: ders.: Dits et Ecrits.)
„Braucht es noch mehr …um zu beweisen, daß der Mensch nichts als ein Tier ist oder ein Bündel mechanischer Federn, die sich gegenseitig in einer Weise aufziehen, daß man nicht sagen kann, an welchem Punkt des menschlichen Triebwerks die Natur begonnen hat? In der Tat, ich irre mich nicht; der menschliche Körper ist ein Uhrwerk.“
(La Mettrie, J. O. aus: L´Homme machine. 1748.)
„Der Mensch fällt auseinander, Stück für Stück, … und … es ist die Aufgabe der Transplantation, die verbrauchten Teile zu ersetzen, wenn sie ausfallen.“ (Drs. Schwartz, S.I./Shires, G.T/Spencer, F.C./Stoner, E.H.: / Principles of Surgery)
„Willi wiegt 180 Kilo. Er hat sich entschlossen, seinen Magen operativ verkleinern zu lassen. Er hofft in einem Jahr nur noch 90 Kilo zu wiegen. Ich frage mich, was mit seiner anderen Hälfte passiert – verbrennt die einfach? Und verschwinden mit dem Fett auch die Erinnerungen zum Beispiel die an die letzte Bratwurst, die Willi mit seinem Vater aß? Oder die an das Stück der Hochzeitstorte, die Willi mit seiner Frau teilte? ….“
„Der Leib beinhaltet Person sein, Leben haben und Körperlichkeit. Als die verleiblichte Seele sieht Thomas von Aquin den Menschen. Die Wirkungen dieses Leibes nach innen und außen werden auch von seiner Symbolhaftigkeit bestimmt. Der Leib ist ein offenes System in einem sozialen Kontext. Er ist aus dem gleichen Stoff wie die Welt, in der wir leben, zugleich aber auch letzte Subjektivität. Leib sind wir, während wir den Körper nur haben.“ (Linus S. Geisler /dt. Arzt und Wissenschaftler/ „Das Verschwinden des Leibes“)
„Es ist der Geist, der sich den Körper baut“ (Friedrich Schiller)
„Der menschliche Körper ist ein durch und durch soziales Phänomen: Was auch immer Menschen mit ihrem Körper tun, welche Einstellung sie zu und welches Wissen sie von ihm haben, ist geprägt von der Kultur, Gesellschaft und Epoche, in der diese Körperpraktiken, -vorstellungen und -bewertungen auftreten.“ (Robert Gugutzer / Soziologe)
„Unter den Fingern des Anderen, die über den Körper gleiten, beginnen alle unsichtbaren Teile des Körpers zu existieren. An den Lippen des Anderen werden die eigenen Lippen spürbar. Vor seinen halb geschlossenen Augen erlangt das eigene Gesicht Gewissheit.“( Michel Foucault / „Heterotopien und utopische Körper“)
CNBC berichtet am 10.10.2019: Facebook stimmte letzten Monat der Übernahme von CTRL-Labs für 500 Millionen bis 1 Milliarde Dollar zu, was es zu einer der größten Anschaffungen des sozialen Netzwerks macht. Das Unternehmen arbeitet an einem Armband, mit dem Menschen Geräte auf der Grundlage von Signalen aus ihrem Rückenmark steuern können. Nach Abschluss der Transaktion wird CTRL-labs sich den Facebook Reality Labs anschließen, die an der Entwicklung intelligenter Augmented-Reality-Brillen arbeiten.“
(https://www.cnbc.com/2019/10/10/zuckerberg-says-brain-reading-wearables-come-before-implantables.html)
„Ich habe genug neuronale Kapazität in meinen motorischen Neuronen, um wahrscheinlich eine weitere zusätzliche Hand zu steuern, es ist nur eine Frage des Trainings, und dann können sie diese Signale vom Handgelenk aufnehmen. Aber wenn Ihre Fähigkeit, Dinge, die in Ihrem Gehirn ablaufen, in motorische Aktivität umzusetzen, begrenzt ist, dann brauchen Sie etwas Implantiertes.“ (Mark Zuckerberg, US-amerikanischer Unternehmer und Gründer des Unternehmens facebook)
Team
Choreografie/Konzeption: Ilona Pászthy
Szenografie/bildende Kunst/Co-Konzeption: miegL
Tanz/Co –Konzeption/Audience Development): Diana Treder
Tanz: Manuel Kisters
Tanz/Stimme: Márta Ladjánszki
Tanz: Rosa Maria Masia Ricart
Schauspiel/Performance: Michael Grunert
Videoinstallation: Barbara Schröer
Musik: Zsolt Varga
Kostüme: Margit Koch
Lichtdesign: Marco Wehrspann